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Max-Planck-Gymnasium
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Die Schule sind WIR


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AG – SCHREIBWETTBEWERB
Thema 2014: Familie

Platz 1

Der Anfang vom Ende von Jessica Oheim

Und wieder höre ich euch streiten. Zucke bei jedem Klirren zusammen, wenn wieder ein Teller an der Wand in tausend Stücke zerbricht. Kann das normal sein? Ist es das, was ihr Ehe nennt? Liebe und Fürsorge in guten wie in schlechten Tagen? Jeden Morgen kann ich euch ansehen, wie sehr ihr versucht, euch nichts anmerken zu lassen. Jeden verdammten Morgen sitze ich schweigend am gleichen Tisch wie ihr. Und das nur, weil ihr es mir nicht sagen wollt. Weil ihr mich für zu jung haltet. Weil ihr nicht wisst, dass ich während jedem Streit, den ihr führt, weinend in meinem Bett liege und bete, dass es endlich aufhört. Doch wisst ihr überhaupt, warum ihr es mir tatsächlich nicht sagt? Ich weiß es. Weil ihr Angst vor meiner Reaktion habt. Weil ihr Angst habt, dass es erst dann real wird, wenn ihr es mir sagt. Aber glaubt mir, es ist auch jetzt schon real. Ihr lügt euch etwas vor, glaubt, dass ihr es einfach zur Seite schieben könnt. Aber das könnt ihr nicht. Und ihr werdet es niemals können. Und trotzdem lebt ihr weiter und macht euch selbst etwas vor. Denkt ihr während dieser ganzen Sache eigentlich auch nur einen Moment an mich? Oder seid ihr zu sehr mit euch selbst beschäftigt, um zu sehen, dass es mich auch noch gibt? Dass ich auch ein Recht auf die Wahrheit habe? Offenbar nicht. Denn sonst würdet ihr den Schein nicht wahren, bis ich in meinem Bett liege und vorgebe zu schlafen. Sonst würdet ihr nicht erst dann aufeinander losgehen, wenn ihr denkt, dass ich es nicht mehr mitbekomme. Soll ich etwa dafür dankbar sein? Soll ich glücklich darüber sein, dass ihr mich nicht damit belastet? Ist es das, was ihr tatsächlich wollt? Jeden Tag stelle ich mir diese Frage und jeden Tag finde ich nicht eine einzige Antwort darauf. Das Einzige, was ich weiß und was ihr ganz sicher auch wisst, auch wenn ihr es natürlich nie zugeben würdet, ist, dass ich an all dem schuld bin. Ich, das ungewollte Kind, das all eure Zukunftspläne zerstört hat. Das Kind, das eure Beziehung zum Kriseln gebracht hat. Ja, Mama, ich habe jedes Wort davon gehört. Habe jede einzelne Silbe verstanden, als du Papa unmissverständlich klar gemacht hast, dass du noch immer deinen Job ausüben könntest, wenn ich nicht da wäre. Dass du nicht für dieses Hausfrauenleben gemacht bist. Und dass du an der Richtigkeit eurer Entscheidung, ein Kind zu bekommen, zweifelst. Du hast das gesagt, als wäre es das Normalste der Welt. Und ich musste mich zusammenreißen, um nicht laut loszuschreien. In dieser Nacht habe ich kein Auge zugemacht, weil meine Tränen einfach nicht trocknen konnten. Weil ich deine Worte nicht mehr aus dem Kopf bekam. Heute weiß ich, dass es wohl das Beste gewesen ist, mein Wissen geheim zu halten. Obwohl ich es jeden Tag spüre. Ich spüre, wie ihr krampfhaft versucht, es zu leugnen. Spüre, wie ihr verzweifelt nach einem anderen Auslöser sucht. Und dennoch kommt ihr zu dem gleichen Schluss wie ich. Dass das alles meine Schuld ist. Könnt ihr mir das nicht einfach ins Gesicht sagen? Traut ihr euch nicht, mir die Wahrheit zu sagen? Das ist das Einzige, was ich tatsächlich von euch will. Dass ihr ehrlich zu mir seid. Das ist das Einzige, was ich von euch verlange. Und doch ist das auch das Einzige, was mir verwehrt bleibt. Denn in jedem eure Worte, egal, was ihr letztlich zu mir sagt, höre ich die Worte Es ist nicht deine Schuld heraus. Was wollt ihr damit eigentlich bezwecken, wenn ihr mich fast schon mitleidig anseht? Ist das eure Art mir zu sagen, dass es euch Leid tut? Oder ist es dieser Blick, der sagt, wie gerne würde ich dir alles erklären? Jedes Mal spukt mir dann der gleiche Gedanke im Kopf herum: Warum sagt ihr es mir dann nicht einfach? Und doch spreche ich es niemals aus. Blicke mit einem Blick zurück, den ihr als Unwissenheit und Glück betiteln würdet. Doch er bedeutet genau das Gegenteil. In diesem Blick liegt meine Angst. Meine Angst, alles zu verlieren, was ich bisher gekannt habe. Meine Angst, in einen Abgrund zu stürzen, in dem mich niemand auffängt. Meine Angst, meine Familie für immer zu verlieren. Habt ihr eigentlich eine Ahnung, wie es sich anfühlt, täglich mit ansehen zu müssen, wie die eigene Familie Stück für Stück auseinanderbricht? Aber natürlich kennt ihr das, mein Fehler. Ihr merkt es jeden Abend, wenn ihr euch gegenseitig Teller an den Kopf werft. Oder wenn ihr so laut streitet, dass mich das Nachbarsmädchen am nächsten Morgen besorgt fragt, ob alles in Ordnung sei. Und was tue ich? Ich erwidere, dass alles in Ordnung ist. Ich versuche zu leugnen, wie sehr mir das alles wehtut. Ich versuche stark zu sein. Und wisst ihr überhaupt, warum ich das versuche? Weil ich das Gefühl habe, das alles kontrollieren zu müssen. Weil ich verzweifelt versuche, an meinem Glück festzuhalten. Doch mit jedem Tag, der vergeht, mit jedem Abend, an dem ich weinend in meinem Bett liege, spüre ich mehr, dass ich schon lange nichts mehr kontrollieren kann. Dass ich schon lange nichts mehr an der Situation ändern kann. Ihr seid die Einzigen, die etwas ändern könnten. Die die Macht hätten, das alles ein für alle Mal zu beenden. Doch ihr tut es nicht. Ihr lebt weiter in eurer Welt, in der ihr das alles vor mir verbergen könnt. Oder zumindest denkt, es verbergen zu können. Wie lange soll das noch so weiter gehen? Wie lange wollt ihr noch zulassen, dass mich die Schuldgefühle innerlich zerfressen? Wie lange wollt ihr noch schweigend mit mir am Tisch sitzen und mir dabei zusehen, wie meine Seele zerfällt? Wie ich zerfalle? Ich weiß es nicht. Ihr könntet mir all diese Fragen beantworten. Doch ihr tut es nicht. Und ganz egal, wie viele Fragen ich mir stelle, ich werde nicht mehr Antworten kennen, als zuvor. Nur eine Frage, kann ich jeden Abend aufs Neue beantworten. Was würde ich wollen, dass ihr tut? Als erstes würde ich wollen, dass ihr ehrlich zu mir seid. Ich würde wollen, dass ihr mir nichts verheimlicht, dass ihr nicht versucht, mich da raus zu halten. Denn es geht mich genauso viel an wie euch. Dann würde ich wollen, dass ihr mit mir darüber redet. Dass ihr mir erklärt, wie es so weit kommen konnte. Dass ihr mir die Wahrheit ins Gesicht sagt, ganz egal, wie hart sie auch erscheinen mag. Denn die Wahrheit ist immer besser, als eine Lüge. Glaubt mir. Denn ihr seid nicht die einzigen, die Tag für Tag die Menschen belügen, denen ihr am meisten bedeutet. Nicht einer meiner Freundinnen habe ich davon erzählt. Nicht einer von ihnen habe ich mich anvertraut. Täglich sehe ich in ihren Blicken, wie gerne sie mir helfen würden, weil sie spüren, dass mit mir etwas nicht stimmt. Und glaubt mir, ich würde ihnen so gerne alles erzählen. Würde mich ihnen so gerne anvertrauen. Doch ich kann es nicht. Ich schätze, in dieser Hinsicht bin ich auch nicht besser als ihr. Tief in mir hoffe ich, dass ich plötzlich aufwache und dass alles nur ein böser Alptraum gewesen ist. Ich warte darauf, dass ich aufwache und wir wieder eine normale Familie sind. Ich wünsche mir so sehr, dass das alles nicht real ist. Doch ich weiß genauso gut wie ihr, dass es das ist. Am liebsten würde ich jetzt aufstehen, nach unten laufen und euren Streit unterbrechen und euch damit konfrontieren, dass ich alles weiß. Wie gerne würde ich eure Gesichter sehen, wenn ihr versteht, dass euer ganzes Theater vollkommen nutzlos gewesen ist. Und doch bleibe ich regungslos auf meinem Bett sitzen. Spüre, wie meine Tränen auf meinen Schlafanzug tropfen. Verstehe, dass ich in dieser Sache kein einziges Wort mitzureden habe. Jedenfalls für euch nicht. Denn ihr verschwendet ja keinen einzigen Gedanken an mich. Nicht einen einzigen. Eure Stimmen werden leiser. Ich höre, wie eure Schritte meinem Zimmer näher kommen. Höre das Quietschen der Treppenstufen. Doch ich lege mich nicht hin, um so zu tun, als würde ich schlafen. Nicht dieses Mal. Dieses Mal werde ich euch nicht eure Illusionen lassen, dass ich nichts davon weiß. Dieses Mal werde ich meine Tränen nicht verstecken. Dieses Mal werde ich es beenden. Egal, was daraus wird. Denn ich kann nicht mehr. Ich habe nicht mehr die Kraft, das noch länger mitzumachen. Ich werde mit euch reden, oder euch zumindest bitten, mir zuzuhören. Um euch zu sagen, wie sehr mich das alles belastet. Um euch zu sagen, wie sehr ich mir wünsche, dass das alles aufhört. Um euch zu sagen, wie sehr ich mir wieder meine heile Familie zurückwünsche. Um euch zu bitten, an mich zu denken. Wenigstens zu versuchen, mich zu verstehen. Um euch anzuflehen, es noch einmal miteinander zu versuchen. Eure Streitereien zu begraben. An mich zu denken. Nur dieses eine Mal.


Platz 2

Wie jeden Tag von Sara Hamid

Wie in Zeitlupe betrat Paula das Krankenhaus. Sie kannte es aus verschiedenen Filmen, die sie und ihre Mutter immer als albern und unrealistisch empfunden hatten, aber im Gegensatz zu Filmen hat die Realität kein Happy End. Wie jeden Tag schlug ihr der starke Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase. Wie jeden Tag war das Foyer voller Menschen und keiner schien sie zu beachten. Wie jeden Tag gab es nur eine Person, an die sie ununterbrochen denken musste: Ihre Mutter. Die Frau am Empfangsschalter nickte Paula stumm zu. Wie jeden Tag. Paulas Hand zitterte, als sie tief Luft holte. Sie hatte einen Strauß mit Mohnblumen für ihre Mutter gekauft. Wie jeden Tag. Ihre Mutter liebte Mohnblumen über alles, wahrscheinlich wegen ihrer warmen roten Farbe und der Tatsache, dass die Blumen das erste Geschenk von Paulas Vater waren. Paulas Mutter hatte immer nach der Arbeit welche gekauft und sie in eine Vase im Wohnzimmer gestellt. Genau heute vor einem Monat war der schlimmste Tag ihres Lebens. Endlich hatte Paula die Zimmertür von ihrer Mutter erreicht. Die Tür des Zimmers in der Paulas Mutter seit einem Monat im Koma lag. Sie streckte ihre Finger zum Türgriff, er war kalt. Wie jeden Tag. Paula schüttelt den Kopf, wovor hab ich Angst, dachte sie, ich komm seit einem Monat jeden Tag hier her, es ist doch schon fast alltäglich für mich. Nachdem sie tief Luft geholt hatte, betrat sie das Zimmer ihrer Mutter. Und da lag sie bleich und mit tausenden Kabel am Kopf und Körper. Ihr Blick schweifte zu dem Nachbarbett. Es war leer. Normalerweise lag dort eine nette ältere Dame, die Paula immer getröstet hatte und ihr Geschichten aus ihrer Kindheit erzählt hatte. Vor zwei Tagen hatte Paula ein Gespräch zwischen einem Arzt und der Tochter der Dame mitgehört. Der Arzt sagte, ihr würde nicht mehr viel Zeit bleiben. Was die Ärzte ihr sagen würden, wenn es schlecht um ihre Mutter aussähe? Der Unfall kam unerwartet, sie wurde aus dem Unterricht gerufen. Ihr wurde erklärt, was passiert war. Ihre Mutter ist von der Straße abgekommen und ist in einen Baum gefahren. Die Ärzte würden sie gerade operieren. Jeder, dem sie auf dem Weg von der Schule zum Krankenhaus begegnet ist, versicherte ihr sein Beileid. Doch Paula wollte kein Mitleid, sie wollte ihre Mutter gesund und munter zurück. Im Krankenhaus wurde sie dann gefragt, wo ihr Vater sei. Doch Paula hatte ihren Vater seit zehn Jahren nicht mehr gesehen. Er hatte eines Tages die Koffer gepackt und verließ sie als Paula fünf Jahre alt war. Sie hatte sich immer eingeredet, er würde zurückkommen, sie saß jeden Tag vor dem Fenster und wartete auf einen braunen Wuschelkopf und grüne Augen, die zu ihr hoch schauten. Doch er kam nicht. Sie sah zu ihrer Mutter, die wie halb tot da lag. Viele behaupteten, dass Paula ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Dieselben schmalen Lippen, dieselben glatten braunen Haare und dieselbe Stupsnase. Nur die grasgrünen Augen hat Paula von ihrem Vater. Die Lippe von Paulas Mutter fing an zu zittern. Sie musste wegsehen. Das letzte Mal, als Paula mit ihrer Mutter gesprochen hatte, hatten sie sich gestritten. Ihre Mutter wollte ihr erklären, warum ihr Vater weggefahren ist. »Ich hab deinen Vater mit 16 kennengelernt, es ging alles viel zu schnell und dann kamst du, es war alles ein Versehen und ihm wurde alles zu viel.“ Ich bin also ein Versehen, hatte Paula geschrien und ist aufgestanden und zur Schule gefahren. Sie weiß nicht, was sie an dem Tag gereizt hatte, ihre Mutter anzuschreien, vielleicht die Tatsache, dass ihre Mutter sie als "Versehen“ bezeichnet hatte oder dass ihr Vater sie einfach so verlassen hatte. Paulas Mitschüler hatten sie immer deswegen ausgelacht, nur weil sie von ihrem Vater verlassen worden war. Paula ist Einzelgängerin, wie ihre Mutter. Ihre Mutter verlor ihre Eltern mit 20, als Paula vier war, auf der Arbeit hatte sie wenig Kontakt zu ihren Kollegen, auch die Nachbarn kannte sie kaum. Nach dem Unfall standen einige Nachbarn im Flur und tuschelten aufgeregt. Sie konnte nur noch „Koma", „Unfall“ und „geschieht ihr Recht“ raushören. Als sie die Haustür öffneten, zuckte Frau Kron, die Nachbarin aus dem ersten Stock zusammen und ließ den Stapel mit Modemagazinen fallen, sie gab sich aber keine Mühe sie aufzuheben. Frau Less aus dem zweiten Stock sah sie mit einer Mischung aus Schadenfreude und Mitleid an. Paula sagte nichts und ging in die Wohnung. Im Wohnzimmer lagen die verwelkten Mohnblumen. Die darauf folgenden Tage waren schwer für sie. Weil sie nicht gut kochen konnte, musste sie sich immer was bestellen und nach Hause liefern lassen. Weil sie nicht mit der Waschmaschine klar kam, wusch sie ihre Sachen wie im Mittelalter. Weil sie kein Zugriff auf das Konto ihrer Mutter hatte, musste sie Zeitungen ausliefern. Und zu allem Überfluss kam am fünften Tag eine Sozialarbeiterin vom Jugendamt. Sie stellte sich als Karin Meisel vor. Während des ganzen Gespräches lächelte sie so übertrieben, dass sie Paula Angst machte. Frau Meisel bestand drauf, dass Paula sie Karin nannte. Sie redete mit ihr über ihre Aufgabe. Sie sollte sich kümmern und sich ein Bild von ihrer Lage machen. Sie überprüfte die Wohnung. Aber sie fand keine Unordnung, die ihr verriet, wie schlecht es Paula ging. Paula putze die Wohnung jeden Tag, für den Fall, dass ihre Mutter aus dem Koma erwacht und zurückkommt. Frau Meisel verkündete fröhlich, dass sie jeden zweiten Tag kommen würde, sie sagte es so, als würde sie erwarten, dass Paula ganz aus dem Häuschen sein sollte, dass eine gruslige Tante vom Jugendamt kommt und nach jedem kleinsten Fehler sucht, um Paula in eine Pflegefamilie zu stecken - Juhu! Dann hielt Frau Meisel einen Vortrag über Familie. Familie...ist doch ein komisches Wort und was bedeutet es. Geborgenheit? Schutz? Zusammenhalt? Paulas Familie bestand aus einer Mutter, die im Koma lag und einem Vater, der nichts mehr von ihr wissen wollte. Korrektur. Ihre Familie bestand jetzt außerdem aus einer grusligen Frau Meisel, die sie so schnell wie möglich loshaben wollte, einem zerfetzten Putzlappen und die verwelkten Mohnblumen, die immer noch im Wohnzimmer vor sich hingammelten. Ja, Paula kann sich wirklich glücklich schätzen. Und all das wegen dem blöden Autounfall... Vieleicht ist es meine Schuld, dass Mama den Unfall hatte, es ist meine Schuld, dass sie jetzt im Koma liegt, dachte Paula und versuchte nicht zu weinen. Was wäre, wenn sie sich nicht gestritten hätten, hätte ihre Mutter dann besser aufgepasst? Plötzlich riss sie ein Geräusch aus den Gedanken. Es war das Quietschen der geöffneten Tür. Dort stand ein Mann mit einem Strauß Mohnblumen. Er trug ein grünes Polo-Shirt und eine abgewetzte Jeans. Seine braunen Locken waren mit Haar-Gel sauber zurechtgemacht worden. Unter seinen grün funkelnden Augen waren Augenringe, als hätte er Tag und Nacht nicht geschlafen. Sein Parfum war so stark, dass Paula es in anderthalb Metern Entfernung roch. Er kam auf Paula zu und umarmte sie. Paula erwiderte die Umarmung und aus irgendeinem Grund wusste sie, dass dieser Mann ihr Vater war. Eine Träne kullerte auf ihre Wange. Wie jeden Tag.


Platz 3

Dunkelheit, wie Tinte von Marlene Hertenstein

Meine Familie sind die Bücher. Ich lebe auf der Straße, jedenfalls nachts. Tagsüber bin ich in der Londoner Bibliothek. Ich bin schon bei Regal 510, hab tausende Bücher gelesen. Fantasy, Biographien, Thriller, Krimis, Jugendbücher, Lexiken, Romane, usw., usw. … Am meisten mag ich Fantasy-Romane. Sie bringen mich in eine andere Welt, eine Welt, die so anders ist als die meinige. Ich bin erst 17 Jahre alt und seit meine Eltern vor fünf Jahren starben und ich vor dem Jugendamt aus Brighton hierher, nach London floh, habe ich kein einziges Wort mehr gesprochen. Nicht nur, weil ich nicht WILL, sondern weil ich nicht KANN. Ich bin stumm. London. Noch immer liebe ich diese Stadt, die nachts genauso aktiv ist wie tagsüber. Die so voller freundlicher, verrückter Menschen, so voller Leben – voller WÖRTER ist. Gesprochener, gesungener und geschriebener Wörter. Schon so lange versuche ich sie auf Papier zu bannen, doch ich schaffe es nicht. Ich kann es nicht. Nicht, weil ich so eine negative Einstellung habe, sondern weil ich es schlicht und ergreifend nicht KANN. So viele Bücher ich auch gelesen habe, immer noch lese, je mehr Mitglieder meine riesige, geliebte Familie hat, ich mühe mich umsonst. Die Wörter fliehen schier vor meinem Bleistiftstummel, verabscheuen das beschmierte, fast durchradierte Papier meines Blockes. Also begnüge ich mich mit geschriebenen Büchern.

* * * * * * * *

„Rue? Wir schließen gleich.“ Alice. Wenn ich eine Freundin habe, dann Alice. Die bildhübsche, freundlich, traurige Alice. Die einzige neunzehnjährige Bibliothekarin, die ich kenne. Ich schlage mein Buch – `Darknes, such as ink ´ – zu, hebe mich aus dem roten Plüschsessel und stelle das Buch zurück ins Regal. Ich habe es schon mindestens zehnmal gelesen, doch es ist mein absolutes Lieblingsbuch. Ich kritzle auf meinen Block aus dem Ein- Pfund- Laden ein einziges Wort:

Traurig?

Alice nickt, dann schaut sie meinen zerlöcherten Mantel an. „Es … es ist sehr kalt draußen …Aber …. Ich habe morgen keinen Dienst …“ Die Botschaft ist klar: Ich kann nicht hier bleiben. Im Winter lässt Alice mich meistens in einem der Plüschsessel schlafen, manchmal leistete sie mir sogar Gesellschaft, wenn sie vor ihrem betrunkenen Freund flüchten musste. Zahllose Winternächte saßen wir Seite an Seite, in eine Decke gemummelt, in einer der Sitzgelegenheiten und haben uns unterhalten. Bzw. unterhielt Alice sich mit mir, während ich irgendwelche Antworten auf Papier schrieb. Heute würde das nicht gehen. Wenn irgendjemand davon erführe, hätte ich Hausverbot und Alice wäre ihren Job los. Kein Problem! Der St. James Park ist auch ganz gemütlich!

„Oh RUE!!!“, seufzt Alice. Sie würde mich mit zu ihr nehmen, doch ihr Freund – den sie trotz allem liebt – würde das nie zu lassen. Zusammen laufen wir die Marmortreppen hinab und bevor ich das gewaltige Eichenportal aufschiebe, lächle ich sie noch einmal an.

* * * * * * * *

Es brennt. Die British Library brennt. Meine Familie stirbt, während ich fassungslos vor dem Flammenschlagenden Gebäude stehe und mir die Tränen über das Gesicht laufen. Da höre ich sie schreien. Ihr Schrei ist so laut, dass er sogar das herannahende Martinshorn übertönt. Alice. ALICE! „ALICE!!!“ Etwas in mir, das meine Kehle blockiert hatte, hat sich gelöst. Meine panische, helle Stimme wird vom Wind hochgetragen, geht im Knacken und Knistern des Feuers unter. Ich muss sie retten. Ich renne los, springe über die verkohlten Reste, die mal die Eingangstür waren, renne im Zickzack um brennende Bücher und Sessel. „ALICE!“ Meine erste, einzige Freundin darf nicht sterben. Nicht auch noch sie. Meine Eltern, meine zweite, wortreiche Familie – aber NICHT ALICE!!! Da ist sie. Sie sitzt auf dem Boden, das Bein unter einem schweren, glimmenden Balken eingeklemmt. „Rue?“, krächzt sie ungläubig. Der brennende, beißende Rauch, der überall in der Luft liegt, macht ihr deutlich mehr zu schaffen als mir, allerdings ist sie auch schon länger hier drinnen als ich. „Pass auf, du musst jetzt noch einmal stark sein!“, flüstere ich ihr zu. Sie nickt und es gelingt uns, den Holzbalken von ihr herunter zu zerren. Plötzlich kippt das Gedichte- Regal hinter ihr um, die Flammen zermahlen die Bücher so unglaublich schnell, so schnell…. Ich reiße Alice hoch, die kaum ihr verbranntes Bein belasten kann. Feuer – meine größte Angst. Es kommt näher und jetzt muss auch ich husten. Halb schleife, halb trage ich Alice bis zur Marmortreppe. Da kommen uns auch schon Feuerwehrmänner entgegen und ich weiß plötzlich, was ich tun muss. „Ich habe dich lieb. Und – du warst die einzige Freundin, die ich je hatte …“, sage ich leise. Alice Augen werden groß, ihr Entsetzen spiegelt sich darin, dann verdrehen sie sich, bis nur noch das Weiße zusehen ist. Ich lasse sie sanft auf den Boden gleiten, dann renne ich schwer atmend los. In die Fantasyabteilung. Ich reiße `Darkness, such as ink´ aus dem Regal, gerade noch bevor die Flammen es zu fassen zu bekommen. In dem Buch geht es um einen Jungen, der das Einzige verliert, was ihm wichtig war: Die Möglichkeit so zu sterben, wie er es wollte. Noch im Tod versucht er, es ins „Positive“ zu wenden. Da spüre ich auch schon diese übernatürliche Hitze, der Schwefelgestank nimmt zu und ich weiß, dass das die letzten Momente meines Lebens sind. Eigentlich wollte ich immer im Schnee, in der Kälte sterben. Einfach einschlafen, ohne Schmerz, das habe ich immer der sengenden Hitze des Feuers vorgezogen. Doch in diesem Augenblick bin ich wie betäubt, spüre nichts. Ich bin so ruhig wie noch nie, als die Flammen über mein Gesicht lecken, mir meine Sicht nehmen. Mein Märchen hat ein Happy End, auch wenn es niemand außer mir so sehen würde. Dies ist mein persönliches Happy End. Das letzte, woran ich denke, bevor es schwarz wird, ist dass ich bald mit meinen Familien vereint sein werde: der aus Fleisch und Blut und der aus Papier und Tinte. Dann empfängt mich die Dunkelheit, weich wie ein Federbett, wie Tinte.

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